Tinnitus und das Leiden am Tinnitus

Eine   v e r l i n k e n d e   Ãœbersicht   von   Dr. med.  Helmut  Schaaf    

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Wenn bei Ihnen   NEU   ein Ohrgeräusch auftritt und länger als ein bis zwei Tage dauert, sollten Sie einen HNO-Arzt aufsuchen.
    Der HNO-Arzt wird in die Ohren schauen und einen Hörtest machen, um abzuklären, auf welcher organischen Grundlage der Tinnitus beruht.
    Im einfachsten Fall kann ein Ohrpropf entfernt werden oder der Arzt kann Ihnen die beruhigende Information geben, dass keine organische Veränderung,
    ggf. im Vergleich zum Vorbefund, vorliegt.

Wenn sich aber ein Tinnitus aufgrund von Hörschädigungen, wie bei einem Lärmschaden oder einem Hörsturz herausstellt, dann muss umgehend gehandelt werden.
Dann werden meist Infusionstherapien bevorzugt.

Eilfall - kein Notfall

Der akute, erstmalig aufgetretene Tinnitus gilt in der Bundesrepublik, ebenso wie ein akuter Hörsturz, als Eilfall. (siehe auch die Leitlinie Tinnitus der Dt. Ges. f. Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie ). Dies ist so, weil die Erholungschancen um so höher eingeschätzt werden, je frühzeitiger die Therapie beginnt.

Dennoch geht es nicht - wie man schon an der vagen Zeitangabe ein bis zwei Tage sehen kann - NICHT wie bei einem Notfall, etwa einem Herzinfarkt, um Minuten oder wenige Stunden. Wenn Sie z.B. nachts um 3.00 Uhr ein Ohrgeräusch bekommen, reicht es, morgens um 8.00 Uhr zum Arzt gehen.
Zum einen wird ein Notarzt nachts in Regel keine genaue Diagnose stellen können und bestenfalls eine unspezifische Massnahme einleiten. Zum anderen bilden sich viele Tinnitus-Formen nach einem guten Schlaf zurück, wenn bei einem neuen Tinnitus Schlaf noch möglich war.

Grundsätzlich gilt, dass jede Aufregung und Hektik, sei es vom Patienten oder vom Arzt, nicht günstig für die Behandlung ist. Bei einem möglicherweise wiederholten Tinnitus-Leiden darf und sollte die Behandlung von dem dann schon vorliegenden Wissen über die Art des Tinnitus Geschehens abhängen.   Dabei sind vor allem die unterschiedlichen Vorgehensweisen für die Sonderformen   der Tieftonschwankungen bei Endolymph-Schwankungen   oder eines Morbus Meniere   zu beachten.

Die Infusionstherapie

Hat der HNO Arzt aufgrund seiner Diagnose einen Anhalt für einen Hörsturz oder einen akuten Lärmschaden gefunden, so wird er Ihnen raten, sich einer Infusionsbehandlung zu unterziehen. Das gleiche gilt, wenn er nicht ausreichend ausschliessen kann, dass der Tinnitus durch eine Durchblutungsproblematik bedingt ist.

Bei einer Infusionsbehandlung wird über eine sogenannte Verweilkanüle eine Flasche mit Flüssigkeit angeschlossen. Diese enthält entweder Kochsalz mit durchblutungsförderenden Mittel oder eine etwas stärker konzentrierte Flüssigkeit, die die Fliesseigenschaft des Blutes verbessern soll. Auch dabei werden in der Regel durchblutungsfördernde Mittel hinzugegeben. Dies geschieht in der Vorstellung, die Durchblutungssituation und/oder die Versorgung mit Sauerstoff im akut geschädigten Innenohr zu verbessern.

Je nach Art und Ausmass des Hörschadens und sicher auch nach den Einschätzungen des Arztes wird dabei mit oder ohne Cortison gearbeitet. Cortison ist insbesondere dann sinnvoll, wenn man vermutet, dass das Immunsy-stem eine Rolle spielen könnte und sich in diesem Falle gegen körpereigene Strukturen im Innenohr gewandt hat.

Die Infusionsbehandlung sollte auf jeden Fall mit Zeit und in ruhiger Umgebung, eigentlich auch im Krankenhaus erfolgen.
Dies hat auch den sinnvollen Effekt, dass man aus dem Arbeits- und familiären Umfeld heraustreten kann. Nicht sinnvoll ist dabei sicher eine Akuttherapie im 4-Bettzimmer mit frischoperierten Tumorpatienten einer HNO Abteilung.
Grundsätzlich erreicht man die gleiche organische Wirkung auch beim ambulanten Vorgehen. Dann legt Ihnen der Arzt zu vereinbarten Terminen eine Infusion an und Sie können danach wieder nach Hause gehen. Viele ziehen aber die ambulante Therapie deswegen vor, weil sie glauben, sie wären zu Hause oder auf der Arbeit unentbehrlich und gönnen sich nicht die nötige Ruhe. Damit ist die Therapie aber meist zum Misserfolg verbannt.

So hat sich gezeigt, dass die Zeit zur Erholung sicher mindestens ebenso wichtig ist wie die Infusionsgabe selbst, ausser beim akuten Lärmschaden und akuten Tauchunfall.

Kritisch muss man hinzufügen, dass die einzelnen durchblutungsförderenden Mittel in der Anwendung statistisch nicht besser abschneiden nicht besser wirken als Kochsalz-Lösungen (Lamm 1997). Lediglich Cortisongaben scheinen bei plötzlichen Hörverlusten wirksamer zu sein. In der ehemaligen DDR hatte deswegen der HNO Arzt Weinaug zu Erprobung in einer Studie bei akuten Hörverlusten nicht nur gar nichts gemacht, sondern die Patienten auch wieder zur Arbeit geschickt. Erfolgen und Misserfolgen waren - statistisch - die gleichen wie bei den unterschiedlichsten Infusionszusammensetzungen.
Sie liegen glücklicherweise alle bei 60-80%.

Aus unserer Erfahrung ist dennoch wichtig, zügig zu handeln, damit sich - nach einer genauen Diagnose - das Ohr unter den günstigsten Voraussetzungen erholen kann. So halten wie um so eine gewisse Abschirmung zu erreichen, eine Infusion als Angelschnur und eine Verweilkanüle als Angelhaken der Behandlung durchaus für sinnvoll. Wichtig ist aber sicher auch in dieser Phase die verständige Zuwendung!!!

Hat sich innerhalb von 2-3 Wochen der Hörschaden oder der Tinnitus nicht befriedigende zurückgebildet, so muss überlegt werden, ob einer weiterer medizinischer Schritt sinnvoll ist.

Cortison ins Mittelohr

Inzwischen hat sich gezeigt, dass die Gabe von Cortison ins Mittelohr sinnvoll ist.
Dabei wird das Kortisonpräparat (Dexamethason), gebunden an eine zäh fliessende Lösung (Hyaloronsäure), direkt in das Mittelohr gegeben und diffundiert dann über das runde Fenster langsam in das Innenohr als Lokalbehandlung. Technische Voraussetzung ist ein kleiner chirurgischer Eingriff. Unter lokaler Betäubung wird das Trommelfell punktiert und das Kortisonpräparat ins Mittelohr gegeben wird. Unter Kopfschräglage und leichtem Druck (solange keine Entzündung des Gehörgangs vorliegt), bekommt die Kortisonlösung Kontakt zum „runden Fenster“; von dort diffundiert sie ins Innenohr. Mit zunehmenden klinischen Erfahrungen hat sich herausgestellt, dass das Kortison auf diese Weise mit Verzögerung in das Innenohr aufgenommen und nur langsam abgebaut wird.
Deshalb empfehlen wir in der Tinnitus Klinik Dr. Hesse diese Lokalbehandlung unter lokaler Betäubung, wenn der Hörverlust die Kommunikationsfähigkeit deutlich beeinflusst und sich trotz Ersttherapie mit Infusionen und Kortison als Injektion oder auch als Tablette nicht gebessert hat.
Dabei werden insgesamt 3 bis 5 mal jeweils ca. 0,5 bis 1 ml des Kortisons unter mikroskopischer Kontrolle durch das Trommelfell hindurch injiziert. Der Patient liegt auf dem Rücken und dreht den Kopf um 45 Grad zur gesunden Seite. Das kranke Ohr liegt oben, die Innenohrfenster des erkrankten Ohres bilden in dieser Position den tiefsten Punkt der Paukenhöhle.
Die Injektionsstelle sollte so gewählt werden, dass keine Gefahren für die Strukturen des Mittelohres (Gehörknöchelchen) entstehen und sich das Kortison in den Nischen der Innenohrfenster ansammeln kann. Nach der Injektion bleibt der Patient für mindestens 30 Minuten mit zur Gegenseite gedrehtem Kopf liegen. Das Kortison bleibt so in den Fensternischen konzentriert.
Zwischen den Injektionen liegen in der Regel 3 Tage, bei Ansprechen auf die Therapie kann bis zu 7 mal injiziert werden. Sollte die jeweilige Injektion problematisch sein, kann auch ein sogenanntes Paukenbelüftungsröhrchen unter lokaler Betäubung gelegt werden, um einen besseren und unproblematischen Zugang zum Mittelohr zu bekommen.

Fasst man die möglichen Risiken einer intratympanalen Kortisontherapie und damit auch die Nebenwirkungen zusammen, so muss man an folgende, allerdings eher weniger schwere und auch sehr seltene Nebenwirkungen denken:
1. Bei der Lokalanästhesie zur Betäubung des Trommelfells kann es minimal im äusseren Gehörgang bluten oder ein kleiner Nerv irritiert werden.
2. Wie bei jedem Eingriff kann es zu lokalen Entzündungsreaktionen im Gehörgang oder am Trommelfell kommen.
3. Bei der Punktion (ein Millimeter kleinen Durchstich des Trommelfells unter lokaler Betäubung) kann es zu einer minimalen Blutung und natürlich auch zu Irritationen oder Verletzungen der dahinterliegenden Strukturen kommen, wenn diese unsachgemäss durchgeführt wird oder ungünstige Verhältnisse vorliegen.
4. Die Injektion selbst kann ein brennendes Gefühl im Mittelohr verursachen, was aber nur kurz anhält.
5. Das Medikament ist offiziell nicht zur Lokalbehandlung des Innenohres zugelassen (sogenannter off-label-use)

Und dann ????

Auch wenn alles noch mal gut gegangen ist, sollten Sie trotzdem, die Umstände ernstzunehmen, über die das hochsensible Hörorgan plötzlich gestürzt, oder gestolpert ist ....       und ggf. Konsequenzen ziehen.


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1.10.2020