Trommelfellmassage bei M. Menière ???

Durchtrennung des Steigbügelmuskels???

von   Dr. med.  Helmut  Schaaf    
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Stellungnahme zur "Druckpuls" "Trommelfellmassage"

Nun wird ein neues Therapiegerät mit dem Namen Meniett 20 (Vertriebsfirma Auritec Hamburg) zur Behandlung des Morbus Menière angeboten.

Es ist ein „Druckpulsgenerator“ aus Schweden, der von den Patienten Eigenbehandlung 3 mal täglich angewandt werden soll und der die Schwindelattacken reduzieren soll.

Die Veraussetzung dazu ist, daß vom HNO-Arzt vorher ein sogenanntes „Paukenröhrchen“ in das betroffene Ohr gelegt wird. Das Gerät selbst erzeugt einen Druckpuls von 12 mbar (entsprechend zu 12 cm Wassersäule).

Diese Methode greift eine alte Beobachtung auf, daß Belüftungsstörungen des Mittelohrs (Paukenbelüftungsstörungen) mit Schwindel einhergehen können.

Dies wurde, so führt Herr Prof. Olaf Michel in einem Artikel für die HNO-Nachrichten 5/2000 aus, auch schon von Prosper Menière selbst beschrieben. Von daher wurde schon von einigen HNO Ärzten vermutet, daß ein erhöhter Mittelohrdruck etwas mit dem Morbus Menière zu tun haben könnte. So werden - sicherlich auch in der gut gemeinten Überlegung, alle denkbaren Möglichkeiten auszuschöpfen - vor allen Dingen in Großbritannien und in den skandinavischen Ländern Morbus Menière-Patienten sehr oft mit einem sogenannten Paukenröhrchen behandelt.

Allerdings zeigt eine Studie von 1975 bei 21 Patienten, das im Vergleich mit einem nicht Menière - Betroffenen letztlich keine Grundlage für die generelle Anwendung eines Paukenröhrchen besteht.

Ähnlich wie bei wie der früher bekannten „Trommelfellmassage“ wird bei dem neuen Druck -Pulsgenerator über eine Pumpe und einen Schlauch Druck im äußeren Gehörgang aufgebaut. Dabei entspricht der Spitzendruck einem Untertauchen von 12 cm ins Wasser. Das Legen eines Paukenröhrchen soll über die Verbindung ins Innnenohr dafür sorgen, daß sich dieser Druck das Mittelohr auf das Innnenohr fortpflanzt und dort den endolymphatischen Hydrops beeinflußt.

(Der Endolymphatische Hydrops wird als wesentliches Element der Menièreschen Erkrankung gesehen, wenn es auch sicher nicht die Ursache, sondern eher ein (1) Ergebnis der Erkrankung ist. Siehe ausführliches zu M. Menière)

Propagiert wird dieses Verfahren insbesondere von den schwedischen ÄrztInnen Densert u. Densert aus Stockholm. Per Umfrage stellte sich heraus, daß eine Besserung des Schwindels erlebt wurde. Sie fanden - bei allerdings nur 12 Patienten – sogar eine Hörverbesserung.

Wissenschaftlich so führt Michel in seinem Artikel für HNO-Nachrichten aus, ist es aber nur schwer zu erklären, warum nicht auch Druckänderungen im Mittelohr, wie sie durch Schlucken und Gähnen entstehen oder im Wechsel im Sauerstoff- oder Kohlendioxidgehalt der Mittelohrräume, eine Beeinflussung des Innenohrs hervorrufen.

Es gäbe auch keine Berichte über Menière-Anfälle, die im Flugzeug beim Sink- oder Steigflug oder beim schnellen Aufzugfahren aufgetreten wären, bei dem ähnliches im Mittelohr geschieht.

Bedenklich ist, daß sich die Firma, die den Druckpulsgenerator Meniett 20 in Deutschland vertreibt, sich auf deutsche Universitätsklinik beruft, die das Gerät im Einsatz hätten und verweist auf gute Erfolge.

Ein Blitzumfrage ergab aber, daß bisher keine aussagefähigen Studienergebnisse vorliegen, sonder das Gerät wird eingesetzt, um Erfahrungen beim Patienten mit Morbus Menière zu sammeln.

Auch eine Literaturabfrage ergab keine relevanten Arbeiten zu der Behandlung mit dem Druckpulsgenerator.

So faßt Prof. Dr. med. Olaf Michel aus Köln folgendes zusammen:

„So kann mangels reproduzierbare Erkenntnisse zum jetzigen Zeitpunkt noch keine allgemeine Empfehlung zur Behandlung mit dem Gerät Meniett gegeben werden.“

Ich persönlich bin - noch - skeptischer.


Die Durchtrennung des M. tensor tympani und M. stapedius (Steigbügelmuskelchens)

Nahezu "unglaublich" erscheint der Bericht von Franz, Hamzavi, Schneider, Ehrenberger (2003) über positive Erfahrungen mit der Durchtrennung des Steigbügelmüskelchens (Tenotomie des M. tensor tympani und M. stapedius).
Zwei Jahre nach dem Eingriff soll bei 31 Patienten eine völlige Anfallsfreiheit eingetreten sein und bei sieben eine signifikante Verbesserung des Schwindels bei teilweise dramatischer und andauernder Hörverbesserung.
Generell ist festzustellen, dass bei Durchtrennung des M. stapedius bzw. der Sehne in Bezug auf die Schallübertragung lediglich der Stapediusreflex zum Schutz vor zu lauten Tönen beeinträchtigt wird und dann nicht mehr auslösbar ist. Das heißt konkret, dass diese Schutzfunktion bei großen Lautstärken wegfiele.
Therapeutisch ändert sich in Bezug auf die Druckverhältnisse im Innenohr durch die Durchtrennung dieses Muskels nichts.
So wundere ich mich manchmal, was alles veröffentlicht wird.
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30.3.2004